Chile diverso – parte 1

***English version***
 

In diesem Blogbeitrag nehmen wir euch mit auf den ersten Teil unserer abwechslungsreichen Reise durch Chile. Von der atemberaubenden Schönheit des Torres del Paine Nationalparks bis hin zu den Herausforderungen, die wir in Puerto Montt erlebten, hatten wir eine Reise voller Höhen und ein paar wenigen Tiefen.

Nach einer 6-stündigen Busfahrt erreichten wir unsere erste Destination Puerto Natales. Viel zu bieten hat der kleine Ort nicht, aber er ist das Tor zum Torres del Paine Nationalpark, einem wahren Paradies für Naturliebhaber. Unsere Recherchen haben ergeben, dass es sehr umständlich ist, den Park mit dem öffentlichen Verkehr zu erkunden. Nach intensiver Überlegung und Jana’s Suchkünsten haben wir eine kleine Autovermietung direkt am Busterminal gefunden. Mit unseren noch sehr wenigen Brocken Spanisch haben wir bei Leonardo ein Auto gemietet. Mit YouTube-Videos zu Unfällen von zu schnell fahrenden Touristen hat er uns eindringlich gewarnt, nicht mit zu hoher Geschwindigkeit über die Schotterstrassen im Park zu fahren.

 

Vor dem Start des Abenteuers mussten wir uns noch mit genügend Proviant eindecken. Auch eine Kofferraum-Minibar mit auserlesenen Getränken wurde eingerichtet. Schliesslich hatten unsere Recherchen ergeben, dass Getränke in unserem Hotel und generell im Park sehr teuer sind.

Die folgenden Tage waren einfach magisch und wir genossen die Freiheit eines Autos. Unser Hotel an der Grenze zum Nationalpark lag direkt am Rio Serrano und hatte eine unbeschreiblich schöne Sicht auf die eindrückliche Bergkulisse. Am ersten Tag nahmen wir es gemütlich und bestaunten die wunderschöne Szenerie. Die majestätischen Berge, die glitzernden Seen und die unberührte Natur waren einfach überwältigend. Dadurch verpassten wir es aber auch, dem einen oder anderen heimtückischen Schlagloch auszuweichen. Insgesamt kamen wir aber mit den schlechten Strassenverhältnissen sehr gut klar – unseren Aufenthalten in Griechenland bei Jana’s Tante sei Dank.


Wir beschlossen am zweiten Tag, eine kleine Wanderung zu machen.  Sie führte vorbei an einem Wasserfall, entlang eines Sees hin zu einer markanten Bergkette. Ein Schild wies darauf hin, dass es aufgrund des Venturi-Effekts zu sehr starken Windböen kommen kann. Unbeeindruckt packten wir dennoch unser Picknick aus, das wir ein paar Minuten später nur noch knapp von den starken Winden, die uns über dem See entgegen fegten, retten konnten. Solche Windböen haben wir zuvor noch nie erlebt, aufrecht zu gehen war teilweise wirklich komplett unmöglich. Es war, als wollte die Natur uns sagen: Willkommen im Torres del Paine.
Natürlich liessen wir es uns auch nicht nehmen, die Wanderung zum bekannten Mirador Las Torres anzupacken – die berühmten Bergspitzen und das Symbolbild des Torres del Paine Nationalparks. Der Blick ganz oben war wirklich spektakulär und wir bewunderten die malerische Natur. Am Abend genossen wir in unserem Hotel ein fantastisches Drei-Gang-Menü und gönnten uns im Zimmer als Belohnung noch ein heimliches Bier von unserer mobilen Minibar. 


Im ganzen Park sind uns unzählige wilde Pferde und Guanacos (Verwandte der Lamas) begegnet. Dabei ist uns aufgefallen, dass immer ein Chef-Guanaco ein wenig erhöht die Herde und Umgebung beobachtet. Wir konnten sogar wie im Dokumentarfilm von Obama beobachten, wie ein fremdes männliches Jungtier von einem Herdenführer verjagt wurde. 
An allen Tagen genossen wir fantastisches Essen. Etwas, das in Chile nicht selbstverständlich ist, wie wir noch lernen sollten. Dazu im nächsten Beitrag ein kleiner Exkurs.
Zurück im regnerischen Puerto Natales fanden wir ein gemütliches und warmes (ebenfalls nicht selbstverständlich) AirBnB, die perfekte Umgebung, um unsere Erlebnisse in Argentinien niederzuschreiben und einen grossen Teil unseres ersten Blogbeitrags zu verfassen.
 

Wir haben immer gedacht, Chile ist einfach ein langer Landstreifen, den man gut von Norden nach Süden oder umgekehrt bereisen kann. Nur ist Chile an der breitesten Stelle ähnlich breit wie die Ausdehnung der Schweiz von Westen nach Osten und demnach einfach 18-Mal übereinander gestapelt. Ebenfalls hat Chile nicht weniger als 42 Nationalparks, die zusammen drei Mal so gross wie die Schweiz sind. Welche besucht man nun und welche lässt man aus? Welche Orte sind besonders spannend und kann man diese in einer sinnvollen Route kombinieren? Wusstet ihr, dass Chile gar nicht über die ganze Länge mit einer Strasse verbunden ist und der südliche Teil Patagoniens nur über Argentinien, eine Fähre oder ein Flugzeug erreicht werden kann? So bewusst war uns das erst, als wir uns gefragt haben, wie kommen wir von Puerto Natales weiter in den Norden.
Aufgrund verschiedener Faktoren entschieden wir uns, nach Puerto Montt zu fliegen und den Ort als Ausgangspunkt für die nächsten Tage zu nutzen. Wieso wir genau dort vier Nächte gebucht hatten, können wir uns im Nachhinein selbst nicht erklären. Puerto Montt ist weder besonders schön noch hat es gute Restaurants und Cafés. Zudem unterschätzten wir die Distanzen zu den umliegenden Ausflugszielen in der Seenregion. Trotzdem gibt es zu diesem Teil unserer Reise die eine oder andere Geschichte, die wir euch nicht vorenthalten möchten.
 

Nach unserem Flug und einer langen und verregneten Taxifahrt sind wir in unserer Unterkunft angekommen. Ein wenig irritiert vom Zustand der Wohnung, aber ohne weitere Gedanken machten wir uns am nächsten Tag auf, um den lokalen Markt Angelmo zu besuchen. Definitiv ein einzigartiges Erlebnis, das wir so schnell nicht mehr vergessen werden. Als einzige nicht Einheimmische waren wir von dem regen Treiben, den vielen ungewohnten Gerüchen und Produkten zu Beginn ein wenig überfordert. Fleisch und Fisch wurden auf den angelegten Fischerbooten gemäss Kundenwünschen ausgenommen, filetiert und in normale Plastiksäcke verpackt. Die Fischabfälle landeten direkt im Meer, was unzählige Seelöwen anlockte, die sich genüsslich den ganzen Morgen bedienten. 

Bei einem anschliessenden Kaffee bemerkten wir, dass unsere Vermieterin uns mehrmals versuchte anzurufen. Die Hiobsbotschaft: Wir sind doch tatsächlich in die falsche Wohnung eingezogen. An den vier nebeneinander liegenden Apartments hatte es dieselbe Hausnummer, gefolgt von einem anderen Buchstaben. Weil der Schlüsselcode jedoch funktionierte, war für uns klar, dass wir in der richtigen Wohnung waren. Es stellte sich dann heraus, dass alle genau denselben Schlüsselcode hatten (!). Zu unserer Ernüchterung konnten wir die Wohnung dann leider nicht mehr wechseln, obwohl wir dies sehr gerne getan hätten. Die Wohnung war unglaublich kalt und deshalb auch ein wenig schimmelig. Da das Wetter sehr regnerisch war und wir viel Zeit drinnen verbrachten, hätten wir uns definitiv eine gemütlichere Wohnung gewünscht. Etwas Positives hatte es aber trotzdem und wir haben die Zeit genutzt, unser Logo für den Blog zu gestalten, unseren ersten Beitrag zu finalisieren und die Webseite live zu schalten.

 

Nach vier Tagen Dauerregen haben wir Puerto Montt (endlich) verlassen und machten uns auf zu der Insel Chiloé. Um diesen sagen- und mythenumwobenen Ort zu besuchen, haben wir erneut ein Auto gemietet. Nach einer langen Fahrt durch die ländlichen Gebiete der Insel erreichten wir Castro mit seinen unzähligen Palafitos, Häusern auf Stelzen. Durch einen glücklichen Zufall genossen wir an diesem Abend mit einer Gruppe Franzosen eine der besten Mahlzeiten in ganz Chile. Am nächsten Morgen hatten wir zwar beide ziemlich mit Übelkeit zu kämpfen und verharrten eine gefühlte Ewigkeit am Verandageländer, in der Hoffnung nicht die Fische zu füttern. Glücklicherweise kam es nicht soweit und wir redeten uns ein, dass die Übelkeit bestimmt vom Schwarztee auf leeren Magen kam. 

Mit Verspätung machten wir uns doch noch auf den Weg zum Chiloé Nationalpark. Der Park ist extrem eindrücklich, da man von einer Sumpflandschaft zu einem unglaublich dichten Wald gelangt. In diesem Wald leben vor allem sehr kleine Tiere, wie der Pudu, das kleinste Reh der Welt.

An diesem Abend haben  wir durch unsere chilenische Gastgeberin mit italienischen Wurzeln auch endlich einen besseren Einblick in die Kultur, Jobs, Sorgen und Löhne Chiles erhalten. Bis zu diesem Zeitpunkt haben wir die Chilenen als eher distanziert wahrgenommen und es fiel uns schwer, mit unserem gebrochenen Spanisch selbst eine Konversation zu starten.
An unserem letzten Tag liessen sich dann auch endlich die Vulkane Calbuco und Osorno blicken. Letzterer ist mit seiner Kegelform und der weissen Spitze direkt am See besonders ikonisch. «El es perfecto», wie alle Chilenen immer  wieder betonten. Auf genau diesem perfekten Kegel genossen wir eine malerische Fahrt bis zur Schneegrenze, wo man im Winter auch Skifahren kann. Mit einer anschliessenden Burritonight bei Andrea und ihrem niedlichen Hund Maqui hatten wir doch noch einen versöhnlichen Abschluss mit der Region «Los Lagos» rund um Puerto Montt. 

Unsere nächste Destination Pucón empfing uns mit strahlendem Sonnenschein. Etwas das wir nach den regnerischen Tagen dringend brauchten. Die Stadt überzeugte uns aber nicht nur aufgrund des schönen Wetters, sondern auch mit Sauberkeit, schön gestalteten Plätzen und Kleinstadtcharme. Der Ort liegt inmitten von verschiedenen Vulkanen, an einem grossen See mit schwarzem Sandstrand und ist von dichtem Wald umgeben. Die Wahl der Unterkunft ist uns dieses Mal geglückt und wir hatten die perfekten Gastgeber. Wir haben unzählige Ausflüge unternommen und unseren Aufenthalt sogar verlängert. Einzig mit dem Velofahren haben wir uns ein wenig schwer getan und uns entschieden, die Tätigkeit auf chilenischen Schotterstrassen in Zukunft anderen zu überlassen. Ähnlich ist es wohl Pablo mit dem Wandern ergangen. Der IT-Spezialist, 35, aus Santiago de Chile ging das erste und wohl auch das letzte Mal in seinem Leben wandern. Die extra neu angeschafften Wanderstöcke hat er uns deshalb nach dieser Woche als Geschenk hinterlassen (er war so bestimmt, wir konnten es gar nicht ablehnen). Er konnte kaum noch richtig gehen und hat es am letzten Tag nur noch mit viel Mühe bis zum Busbahnhof geschafft. 

Wir gönnten uns nach dem mühseligen Velofahren einen entspannten Tag und besuchten die «Termas Geometricas» am Fusse des aktiven Villarrica Vulkans. Ein roter Steg führt die Schlucht zu einem abgelegenen Wasserfall hinauf. Entlang des Stegs gibt es immer wieder Becken mit unterschiedlich warmem Wasser, das durch die vulkanischen Aktivitäten an dieser Stelle austritt. Der Ort wirkte fast surreal und kann kaum mit Worten beschrieben werden. Idealerweise hätten wir diesen Ausflug nach der anstrengenden Wanderung zum Vulkan Quetrupillan geplant. Die Höhenmeter hätten wir normalerweise ohne Probleme gemeistert, aber das lose und sandige Gestein erschwerten den Aufstieg zum Krater beträchtlich. Unsere Anstrengungen wurden aber mit einem unglaublichen 360°-Panorama auf unzählige Vulkane belohnt. Wer Jana’s Füsse kennt, weiss was nun folgt. Voller Blasen ging es am nächsten Tag im Huerquehue Nationalpark, trotz Pablo’s Wanderstöcken, nur noch mit halbem Tempo voran. Wir schafften es knapp bis zum ersten «Mirador» mit den seltsamen Araukarienbäumen, bevor wir uns wieder auf den Rückweg machen mussten, um den letzten Bus zu erwischen.

 

Im Nu war die Zeit in Pucón vorüber und wir sassen im Nachtbus nach Santiago de Chile. Dort werden wir uns mit einer Bekannten vom Gymnasium treffen und gemeinsam die Hauptstadt entdecken. Auch weitere Highlights wie Pisco-Elqui und die trockenste Sandwüste der Welt warten auf uns. In diesem Sinne: ¡Estén pendientes de lo que viene!

 

Damit wir unserem Namen DJ on Tour gerecht werden, findet ihr hier ein Lied, das uns während dieser Zeit begleitet hat.

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