Adiós Bolivia loca

***English version***
 

Nach einer ewigen Wartezeit auf der anderen Seite der Strassenblockade kam endlich der rettende Bus und wir erreichten unsere erste Zieldestination Uyuni. Von hier aus startete unser erstes grosses Abenteuer in Bolivien, die grösste Salzwüste der Welt — Salar de Uyuni.

 

Salar de Uyuni — die grösste Salzwüste der Welt

Über WhatsApp haben wir unsere Tour bereits einige Tage  im Vorfeld gebucht. Ohne WhatsApp ist man in Südamerika wirklich aufgeschmissen. Egal ob man einen Ausflug oder Bus buchen möchte, ein Restaurant reservieren oder in Bolivien sogar, um die Polizei zu erreichen, man tut es über WhatsApp.

Wir hatten das Glück, auf unserer Tour zusammen mit zwei coolen und total lustigen Dänen und unserem Guide in einem 4x4 Jeep durch das Hochland zu düsen. Wir hatten total viel Spass auf den langen Fahrten durch die riesigen Weiten der Salzwüste und Naturreservate. Wir haben schweizer, dänische und bolivianische Musik abgespielt, lauthals zu diversen bekannten Songs gesungen und unseren Guide zu diversen Themen gelöchert. Die Salzwüste ist 11’000 km² gross, also mehr wie ein Viertel der Schweiz. Etwas Vergleichbares haben wir zuvor noch nie gesehen. Es ist eine unendliche weisse Fläche mit perfekten Polygon-Formen an der Oberfläche. Diese entstehen durch unterirdische Wasserkapillaren, die durch den Druck nach oben steigen. Nebst der Salar besuchten wir diverse Lagunen, Reservate mit vielen Wildtieren und verbrachten den Abend unter dem glitzernden Sternenhimmel in einer natürlichen heissen Quelle.

Unser Kulturschock in Potosí 

Bolivien ist ein Land, das sich im Westen auf einem Hochplateau befindet. Deshalb braucht der Körper einige Zeit, um sich an die Höhe zu gewöhnen. Das Herz klopft deutlich schneller als sonst, man hat extrem Durst und muss entsprechend ständig auf die Toilette (sogar Dominik). Dies war in Potosí  nicht anders, einer der höchsten Städte der Welt auf 4100 m über Meer. In Potosí  wurde uns dies erst recht bewusst, als wir durch die schmalen Gassen schlenderten. Denn gelegentlich haben sich unsere Lungen mit den Abgasen der schrottreifen Autos vollgesaugt, ein sehr unangenehmes Gefühl. Das hardcore Höhentraining wird sich allerdings lohnen, wie wir später noch erfahren werden.

Potosí  liegt am Fusse des Cerro Rico, was übersetzt der reiche Hügel bedeutet. Durch die Kolonialisierung der Spanier wurde das Silber des Berges abgebaut und Potosí  so zu einer der reichsten Städte Südamerikas. Das Silbervorkommen war so immens, dass sogar Strassen mit Silberpflastersteinen erstellt wurden, weil andere Materialien teurer waren. Die Geschichte ist gleichwohl sehr tragisch. Unzählige Minenarbeiter lateinamerikanischer, als auch afrikanischer Herkunft verloren in den gefährlichen Minen ihr Leben. Nach dem Versiegen des Silbervorkommens am Cerro Rico verkam die Stadt zu einer der ärmsten in ganz Bolivien. Viele Menschen leben immer noch von den marginalen Silberresten im einsturzgefährdeten Hausberg. Einige der Minen sind heute für den Tourismus zugänglich. 

Definitiv nur etwas für Hartgesottene. Das Abenteuer startete bereits mit einem Besuch des «mercado de los mineros», wo man Opfergaben für die Minenarbeiter einkauft. Dort kann man Cocablätter, Zigaretten, Bier, 98-prozentiger Alkohol oder sogar Dynamit kaufen. Diese Opfergaben werden in den stockdunklen Tunneln dem Tio (Dios), dem Wächter der Mine, übergeben. Diese Statue wird von jedem Minero zum Schutz vor jedem Arbeitstag besucht. Am Tag unserer Tour wurde gerade das andinische neue Jahr zelebriert und wir kamen in den «Genuss» eines besonders verstörenden Erlebnisses. Für jede Mine wird ein spezielles Ritual ausgetragen, wofür mehrere Lamas geopfert werden. Das Blut wird über dem Eingang der Mine verspritzt und die Innereien dem Tio als Opfergaben überreicht. Die Lamas werden im Dreck vor dem Eingang gehäutet, das Fleisch wird vor Ort grilliert und mit viel Alkohol heruntergespült. Alle helfen mit, von den Jüngsten bis hin zu den Grossmüttern der Minenarbeiter. Das Ritual soll die Arbeiter in der Mine vor den unzähligen Gefahren des Alltags schützen. 

Nach diesem verrückten Erlebnis und den überwältigenden Eindrücken, stellten wir uns am Nachmittag auf eine eher etwas gemütliche Stadtführung ein. Aber auch da wurden wir nicht verschont. Die Markthallen haben unser allgemeines Verständnis von Hygiene komplett über den Haufen geworfen. Als wir dachten, jetzt hätten wir alles gesehen, kamen wir noch in die letzte Reihe, wo ausgetrocknete Lamaföten und tote ausgestopfte Babylamas verkauft wurden. Sie bringen Glück und werden oft unter dem Fundament neuer Häuser vergraben. Nach der Tour verspürten wir beide das dringende Bedürfnis einer Dusche, um Geruch und Dreck des Erlebten loszuwerden. Der Duft der Lamas bzw. der Räucherstäbchen bleibt aber für immer in unseren Gedächtnissen eingebrannt.

Spanischkurs im wunderschönen Sucre

Am nächsten Tag sollte es dann weiter nach Sucre, der weissen Stadt Boliviens, gehen. Wie sich herausstellte, war an diesem Sonntag der jährliche autofreie Tag in Potosí . Das bedeutete, dass kurioserweise auch der gesamte Busbahnhof geschlossen war. Dass wir ein gültiges Tickets für 10 Uhr morgens hatten, interessierte natürlich niemanden. Da auch keine Taxis fuhren, nahmen wir den 40 minütigen Fussweg auf uns, um vielleicht doch mit Glück noch einen Bus zu finden. Dieses Mal ohne die vielen Abgase der Autos, dafür mit unserem gesamten Gepäck absolvierten wir schon wieder unfreiwilliges Höhentraining! Erfolglos irrten wir umher, um einen Bus zu finden und wurden schliesslich fündig. Wir mussten allerdings einige Stunden warten, da der Bus erst voll besetzt losfuhr. In Sucre fand quasi der Gegenteiltag statt — ein Autorennen. Aufgrund dessen dauerte die ohnehin schon lange Fahrt noch länger. Völlig erschöpft kamen wir dann circa acht Stunden verspätet in Sucre an.

Am nächsten Morgen startete bereits unser Spanischkurs, den wir für fünf Tage gebucht hatten. Fünf Tage sind zwar nicht lange, wir haben aber wirklich grosse Fortschritte gemacht und uns danach vor allem getraut, einfach drauf los zu sprechen. Ansonsten haben wir in dieser Woche die Stadt und ihre vielen Cafés und Restaurants erkundet. 

Zudem lernten wir bei einer Schulaktivität auch noch das bolivianische Walleyball kennen. Das ist Volleyball, bei dem man die Wände mitbenutzen kann —  total witzig. Wir haben es in dieser Woche zu unserem Ritual gemacht, jeden Tag am Markt einen frischen «Jugo» zu trinken. Dort gab es zahlreiche Stände und wenn man in die Sektion einbog, standen die «Juice-Frauen» schon bereit, um dich zu bewerben. Jeden Tag lernten wir so eine neue unbekannte Frucht bei unserer Lieblings-Juice-Frau kennen. Am Samstag besuchten wir den lokalen Fischmarkt. Dort kann man sich an den diversen Ständen seinen eigenen Fisch aussuchen und bekommt dazu verschiedene Saucen, Kartoffeln, Mais und einen Krug mit süssem Rotwein, den man nicht über seine Hosen schütten sollte.
Sucre hat uns unglaublich gut gefallen — die Innenstadt mit ihrer Kolonialarchitektur, die vielen weissen Gebäude, die gepflegten Parks, die Sauberkeit und die freundlichen Menschen. Bis zum jetzigen Zeitpunkt gehört sie immer noch zu unseren absoluten Favoriten lateinamerikanischer Städte.

 

Unsere verrückten Erlebnisse in La Paz

Mit einem Nachtbus ging es weiter nach La Paz. Steil ging es die gewundenen Strassen der bolivianischen Altiplano hoch. Dieses Mal vorbereitet mit Schlafsack und Mütze, stellte die bitterkalte Fahrt keine Probleme dar und wir erreichten El Alto mit bloss zwei Stunden Verspätung zum Sonnenaufgang. Die Stadt, die sich von 3600 bis 4000 m über Meer erstreckt, ist ziemlich verrückt und gerade nach dem gemütlichen Aufenthalt in Sucre etwas überfordernd. Der Fussmarsch vom Busterminal zum Hostel war demnach eine erste Kostprobe der Andenstadt. Auf dem Weg versuchten uns die indigenen Cholitas ihre «Salteñas», eine Art flüssig gefüllte Empanadas oder «Papas rellenas», gefüllte und frittierte Kartoffelklösse anzubieten. Schon nur die Worte «no gracias» sind auf dieser Höhe anstrengend über die Lippen zu bringen. Alles war chaotisch, denn viele Leute waren bereits zur frühen Morgenstunde unterwegs. Alleine die Strassen zu überqueren, ist in dieser Stadt kein leichtes Unterfangen. Keuchend erreichten wir doch noch unser Hostel.

Unsere erste Begegnung in La Paz war dann die mit Crazy Dave. Ein von Puerto Rico stammender Amerikaner, der wegen Drogenschmuggels 14 Jahre im berühmt berüchtigten San Pedro Gefängnis absitzen musste. Die Geschichte von Crazy Dave ist definitiv ein Highlight in Storytelling, Theaterkunst und Tanzeinlagen. San Pedro ist nicht irgendein Gefängnis, sondern es ist komplett autonom geführt. Der Knast mitten in der Stadt wird nur von aussen durch die korrupte bolivianische Polizei bewacht. Was innerhalb der Mauern passiert, wird den Insassen überlassen. Also werden dort Drogen produziert und konsumiert, Partys gefeiert und Stripper*innen bestellt. Dies nur solange man Geld hat, um die Polizei zu bestechen. Bis vor kurzem konnte man als Tourist durch einen Zustupf der Polizeikasse sogar dort übernachten, Drogen konsumieren und wilde Partys feiern. Mittlerweile ist dies allerdings verboten. Wir würden euch hier gerne noch mehr erzählen, es gibt allerdings ein Buch von einem Britischen Insassen, in dem er seine unglaubliche Geschichte über seinen Aufenthalt in San Pedro erzählt. Achtung, das Buch ist extrem fesselnd und birgt daher grosses Suchtpotential.

Wir haben an diesem Abend noch lange über San Pedro nachgedacht und diskutiert. Am nächsten Tag wurde uns auch kulturell aufgezeigt, wie unterschiedlich die Leute hier leben und denken. Auf unserer Stadttour machten wir zu Beginn Halt am Hexenmarkt. Dieser ist besonders bei Einheimischen sehr beliebt, um geschnitzte Holztiere, verzierte Zuckerplatten oder tote Babylamas zu kaufen. Diese haben verschiedene Bedeutungen, bringen Glück und werden daher oft verschenkt. Als der Guide uns bat, uns hinzusetzen, wussten wir bereits, was kommt. Schon in Sucre hatten wir von den gruseligen Gerüchten gehört und trotzdem lief es uns eiskalt den Rücken herunter, als der Guide mit seiner Erzählung startete. Wie bereits erwähnt, wird unter jedem neuen Haus ein totes Babylama vergraben, um der Pachamama (Mutter Erde) eine Gabe zu überbringen und die zukünftigen Bewohner*innen zu schützen. Doch nun kommts. Wenn ein Gebäude höher als 20 Stockwerke oder besonders wichtig ist, reicht ein Babylama nicht, um Pacha Mama zufriedenzustellen. Deshalb werden noch heute Menschen lebendig unter solchen Gebäuden vergraben. Was nun klingt, wie aus einem Gruselfilm, wird, auch wenn natürlich illegal, heute noch praktiziert. Oft werden Obdachlose mit Unmengen Alkohol abgefüllt und dann lebendig unter dem Fundament oder einer Säule begraben. Weigere sich ein Bauherr, diese «Opfergabe» Pacha Mama zu überreichen, könne er sicher sein, dass alle Bauarbeiter sich weigern, weiter zu arbeiten. Das Ausmass des Aberglaubens, dass ohne diese Gabe etwas Schlimmes passieren wird, können wir uns kaum vorstellen. 

Aus diesem Grund gibt es in Bolivien auch den makabren Witz, nicht über den Durst zu trinken, um am Ende nicht unter einem Gebäude zu landen. Im August 2022 ist genau das einem Bolivianer passiert. Bevor er jedoch lebendig begraben wurde, ist er aufgewacht und hat sich umgehend bei der Polizei gemeldet. Als ihm niemand glauben wollte, wandte er sich an die Medien. Plötzlich hiess es dann aber, es sei doch nicht passiert, wie zu Beginn angegeben. Vermutet wird, dass dem Opfer ein Schweigegeld bezahlt wurde. Für alle Interessierten hier der Artikel dazu.

Nach den «Gruselgeschichten» ging es weiter zur städtischen Seilbahn Mi Teleférico. Diese ist besonders im Vergleich zum Rest der Stadt unglaublich modern und wirkte auf uns sehr vertraut. Kein Wunder, wie wir später herausfanden. Die Firma CWA aus Olten SO produzierte die Kabinen. Das grösste städtische Seilbahnnetz der Welt ist eine sehr komfortable Art, die Stadt zu erkunden.
Am Tag danach hatten wir vorerst genug vom städtischen Trubel und entschieden uns, auch noch die berühmte Fahrradtour auf der Todesstrasse (El Camino de la Muerte) zu wagen. So gefährlich wie das jetzt klingt, ist das heute nicht mehr. Den Namen erhielt sie, als sie noch von beiden Richtungen von Fahrzeugen befahren wurde. Heute ist sie mehrheitlich für Motorfahrzeuge gesperrt und kann nur noch mit dem Fahrrad befahren werden. Auf einer Strecke von rund 65 Kilometern überwindet sie 3450 Höhenmeter und durchquert fast alle Klimazonen Südamerikas, vom kalten, trockenen Altiplano bis zum warmen, feuchten Regenwald. Das morgendliche Frieren auf 4670 m Höhe wurde am Nachmittag zum Schwitzen im Dschungel.

Huayna Potosí — unser erster 6000er 

Nun aber zu einem unserer absolut grössten Abenteuer der gesamten Reise. Nachdem wir uns bereits seit vier Wochen praktisch konstant auf über 3000 Meter oder höher befanden, kam Dominik auf einmal mit dem Vorschlag, den 6000er Huayna Potosí  zu besteigen. Was Jana zu Beginn als absolute Schnapsidee abtat, haben wir letztendlich tatsächlich getan. Wann in unserem Leben können wir uns jemals wieder so lange akklimatisieren  — wahrscheinlich nie, also los gings. Am ersten Tag ging es zum Basecamp auf 4700 m ü. M., wo wir auf dem Gletscher lernten, Steigeisen und Pickel zu benutzen. 

In der darauffolgenden Nacht merkten wir bereits, wie viel unsere Akklimatisierung wert war. Andere mussten sich die ganze Nacht übergeben oder fühlten sich am nächsten Morgen komplett ausgelaugt und mussten das Abenteuer bereits abbrechen. Für uns ging es weiter ins Höhenlager auf 5300 m ü. M. Beladen mit 18 Kilogramm Gepäck pro Person hatte es der Weg ziemlich in sich und wir waren froh, als wir heil oben angekommen sind. Das Atmen und auch Essen fiel einem auf dieser Höhe noch einmal deutlich schwerer. Nach einer letzten grossen Mahlzeit gingen wir um 18 Uhr bereits ins Bett, um noch ein paar Stunden vor dem Aufstieg auszuruhen. Um 1.30 Uhr nachts ging das grosse Abenteuer los. Bewaffnet mit Helm, Pickel, Steigeisen und Stirnlampe starteten wir den ca. fünfstündigen Aufstieg. Es fühlte sich komplett surreal an, im Dunkeln auf dem Gletscher vor sich her zu trotten. Man war nur mit sich selbst beschäftigt, mit der Atmung, dem Sichern und dem Einreden, dass man den Aufstieg schaffen kann. 

Unser Guide hat uns von Anfang an immer gesagt: «wenig Pausen, siempre caminar». Langsam aber stetig haben wir so Gruppe um Gruppe überholt. Besonders Jana haben aber die -15 Grad Celsius und die letzten 80 Höhenmeter ziemlich zu schaffen gemacht. Nun aufzugeben, kam aber nicht in Frage, wenn sie es jetzt schon so weit geschafft hatte. Ein total gefrorenes Snickers sowie der Ansporn von Guide und Dominik gaben ihr die Energie, auch diesen letzten Abschnitt noch erfolgreich hinter sich zu bringen. Völlig überwältigt von unseren Emotionen sind wir oben auf dem Gipfel auf 6088 m ü. M. angekommen und wurden mit einer unglaublichen Aussicht belohnt. Wir haben es tatsächlich geschafft! Auch jetzt noch können wir es kaum fassen. 

Nach 15 Minuten haben wir bereits wieder den Abstieg angetreten. Nun sah man den ganzen Weg noch bei Tageslicht — definitiv nichts für schwache Nerven. Den ersten Abschnitt haben wir schnell hinter uns gebracht, doch dann ging bei Dominik gar nichts mehr. Er war komplett energielos, ihm war übel und die Atmung war schnell und oberflächlich. Mit gefühlt 100 Pausen haben wir es dann aber trotzdem noch zurück ins Höhencamp geschafft. 

Jana dachte, sie müssen bestimmt noch eine Nacht dort verbringen, da sie sich unter keinen Umständen vorstellen konnte, wie er den herausfordernden Weg zum Basecamp mit Gepäck schaffen sollte. Die Guides meinten aber, dies seien typische Höhenkrankheits- und Erschöpfungssymptome und er müsse absteigen, auch wenn sie ihn tragen müssen. Nach 1.5 Stunden Erholung ging es glücklicherweise bereits ein wenig besser und wir erhielten Unterstützung beim Tragen unseres Gepäcks. Mit dem Belohnungsbier nach dem Abstieg wurde dann nichts, aber das konnten wir später noch nachholen. Völlig erschöpft fielen wir an diesem Abend ins Bett und haben bis zum nächsten Abend nichts gemacht ausser zu schlafen und zu essen. 

 

Im Bolivianischen Amazonas

Dann startete bereits unser nächstes Abenteuer. Mit dem Nachtbus ging nach Rurrenabaque (Rurre) für unsere Dschungel- und Pampastour. Bereits die Anfahrt  bescherte uns erneut mindestens einen so hohen Puls wie beim Aufstieg des 6000er. Taxi zum Busbahnhof 30 Minuten zu spät, falscher Busbahnhof, dann falsche Busgesellschaft und letztendlich ein Busfahrer der an den unmöglichsten Stellen überholte, was uns durch Hupen der Fahrzeuge auf der Gegenfahrbahn mehrmals aus dem Schlaf gerissen hat. Trotz allem sind wir heil in Rurre angekommen und zwei Stunden später ging es mit dem Boot bereits los Richtung Dschungel, genauer in den Madidi Nationalpark.

Die nachfolgenden Tage waren einfach unglaublich. Die ersten drei Nächte verbrachten wir im Dschungel. Als Gruppe haben wir entschieden, die zweite Nacht anstatt im wunderschönen Resort tief im Amazonas auf einer Matratze geschützt nur mit einem Mückennetz zu verbringen — wir lieben halt das Abenteuer. Nur schon die vielen Geräusche waren sehr eindrücklich. Als wir uns am nächsten Tag früh morgens zu einem Aussichtspunkt aufmachten, sah bzw. hörte unser Guide Luis eine Gruppe «Spider Monkeys», sein absolutes Lieblingstier. Wie von einer Tarantel gebissen, rannten wir also los. Luis mit seiner Machete voraus, als sei er direkt einem Indiana Jones Film entsprungen. Wir sahen, wie sich die Affen durch die Lüfte schwangen und sich spielerisch von Ast zu Ast tanzten. 

Nachdem wir es aus dem dichten Wald zurück auf den Pfad geschafft hatten, erreichten wir kurze Zeit später den Aussichtspunkt. Von dort konnten wir circa 40 rot-grün-blaue Papageie beobachten, die immer als Pärchen unterwegs waren. Sie flogen gemeinsam durch die Lüfte, um an den Klippen Futter zu ergattern. Der Rückweg bei 35 Grad und 95 Prozent Luftfeuchtigkeit hatte es dann nochmals in sich und komplett durchgeschwitzt, erreichten wir letztlich unser Resort. 

Am nächsten Tag ging es weiter in die Pampas. Das ist eine weite, flache Flusslandschaft zwischen dem Regenwald des Amazonasbeckens im Norden und dem trockenen Gran Chaco im Süden. Dort ist man mehrheitlich nur im Boot unterwegs und sieht unglaublich viele Tiere. Bereits auf den ersten Metern haben uns kleine, neugierige gelbe Äffchen begrüsst. Auf der grossen Tour am Nachmittag sahen wir zudem unzählige Kaimane, Schildkröten, verschiedene Vogelarten und pinke Flussdelfine. Am nächsten Morgen sahen wir dann auch noch eines der süssen Capybaras bzw. Wasserschwein, wie es auf Deutsch genannt wird. Viel mehr möchten wir an dieser Stelle gar nicht mehr ausführen und die Bilder für sich selbst sprechen lassen.


Relaxen am Titicacasee

Für die Rückreise haben wir uns für ein Flugzeug anstelle des Busses entschieden. Ein zweites Mal wollten wir unser Schicksal nicht herausfordern. Vom Flughafen in El Alto ging es direkt weiter. Mit einem «Collectivo», das sind kleine Minibusse, die losfahren, sobald sie voll sind, erreichten wir Copacabana am berühmten Titicacasee. Schwups waren wir von 200 m wieder zurück auf 3812 m über dem Meeresspiegel. Die nächsten Tage gingen wir es ruhig an. Wir mussten die unzähligen Erlebnisse der letzten Wochen verarbeiten und einfach ein paar Tage nichts tun. Einzig einen Ausflug zur malerischen Isla del Sol haben wir unternommen. Den Rest der Zeit haben wir in den Hängematten vor unserem Hostel oder in einem süssen Café verbracht, mit Freunden und Familien telefoniert, unsere weitere Reise geplant und die Sonne genossen. 

Nach fünf Wochen war unsere Zeit in Bolivien vorüber. Was wir in dem Land alles erlebt haben, ist kaum in Worte zu fassen. Nach anfänglicher Skepsis wurden wir mit einem Highlight nach dem anderen belohnt. Die Leute waren extrem offen, freundlich und neugierig. Dank unseres Spanischkurses konnten wir uns mit ihnen nun auch einigermassen unterhalten. Das Land gehört bis jetzt trotz der zwischenzeitlichen Kulturschocks zu unseren absoluten Favoriten. 

Mit einem Nachtbus (wie könnte es anders sein) setzten wir unsere Reise weiter fort Richtung Peru und es hiess Abschied nehmen von «Bolivia loca». Auch in Peru erwarten uns einzigartige Erlebnisse. Unsere fünftägige Wanderung zum Machu Picchu, unglaublich gutes Essen, unser erstes Volunteering, um ein paar davon bereits zu nennen. Nun seid ihr aber sicher alle müde vom Lesen, wenn ihr es überhaupt bis hierhin geschafft habt. Hasta luego, dann hoffentlich wieder mit einem kürzeren Bericht. 
 

Damit wir unserem Namen DJ on Tour gerecht werden, findet ihr hier ein Lied, das uns während dieser Zeit begleitet hat. Die Capybaras haben es uns einfach total angetan (danke Naomi für den Songtipp).

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